1 Ziele, Ansätze, Handlungshorizonte
Die Verwüstung der Erde beginnt als gewollter, aber in seinem Wesen nicht gewußter und auch nicht wißbarer Prozeß zu der Zeit, da das Wesen der Wahrheit sich als Gewißheit umgrenzt, in der zuerst das menschliche Vorstellen und Herstellen seiner selbst sicher wird.
[Heidegger, Vorträge und Aufsätze]
Allein, das große Entsetzen kommt nur aus dem wesentlichen, schon in einem anderen Anfang stehenden Wissen, niemals aus der Ohnmacht und bloßen Ratlosigkeit.
[Heidegger, Sätze über "die Wissenschaft"]
Wir reden aneinander vorbei. Immer mehr Gesagtes wird immer weniger verstanden. Das hermeneutische Problem verschärft sich durch die Eitelkeit und die Karrieresucht der Zeitgenossen, die immer neue Begriffe (oft nur neue Bezeichnungen) benutzen, um sich selbst besser verkaufen zu können. Das fordert eigentlich eine - schon fast im Fünfjahresrhythmus notwendige - Aufarbeitung alles Bisherigen. Doch ist solches immer erneute Nach-Denken des Angesammelten eben gar nicht mehr leistbar. Als Folge davon gehen uns das Wissen von gestern und die (oft schmerzlich) gemachten Erfahrungen verloren zugunsten der gerade virulenten Moden: Der Weg einer verzwergten Menschheit [Chargaff] in die Unwesentlichkeit.
Abgesehen davon: Es liegt ein großer Gewinn in systematischen Aufarbeitungen, in systematischem Denken. Aber dieses Denken braucht allererst ein weites Feld fruchtbaren Bodens, auf dem es gedeihen kann, braucht genügend reiches Material, auf das es sich richten kann. In unserer Zeit allgemeiner Verarmung liegt die erste Aufgabe in einer Horizonterweiterung für die Aufnahme von Vorgefundenem. Etwas deduzieren können wir ja nur aus normativ gesetzten Axiomen. Alles andere Denken ist eher zirkelhaft. Die Art, wie die Zirkel durchlaufen werden, entscheidet darüber, wie viel Welt sie "einsaugen", in unser Denken hineinnehmen: Wenn wir auf Grund unserer endlichen Existenz auch nicht über solche Zirkel hinauskommen, bleibt doch immer noch die Möglichkeit, sie eher als sich öffnende denn als sich schließende Spiralen zu leben. Das aber, das "Aufbiegen" der Zirkel, ist eines meiner Anliegen. Wenn Martin Wagenschein zu Bildung und Mathematik in der gefährdeten Welt sagt: "Das Buch macht meine (schwache) Hoffnung, daß sich noch etwas ändert (außer durch die Katastrophe), etwas größer.", dann scheint das sogar dort ansatzweise zu gelingen, wo ich streckenweise durchaus systematisch vorgehe.
Ansatzpunkte:
In primären statt in sekundären Welten agieren.
Die cartesianische Enge zu achtsamem Handeln im Horizont des Ganzen der Menschheitserfahrungen weiten.
Menschliche Möglichkeiten entwickeln helfen, statt den Automatismus des wissenschaftlich-technisch-ökonomischen Komplexes zu verstärken.
Den Einfluss der psychologisch-sanft sich gebenden Diener dieses Komplexes zurückdrängen und sich den wirklichen Problemen stellen.
Didaktisches Handeln pädagogisch bewusster machen. Schule ganzheitlich öffnen. Bildung ermöglichen.